top of page

3 Letzter Bericht

Kolumbien 2024

Ich habe diesen Bericht schon etwa 5 Mal angefangen und es kam nie etwas schlaues dabei heraus. Warum nicht? Aus dem einfachen Grund, weil ich nicht weiss, was ich schreiben soll. Ich könnte jetzt noch schreiben, das wir nach Bogotá etwas in den Norden fuhren und dort an einigen schönen Seen waren und noch einige weitere Ausführungen, wo wir uns so herumgetrieben haben. Aber das ist nicht das eigentliche Thema, denn wir haben uns nicht einfach nur zu Reisezwecken dort herumgetrieben, sondern, weil wir uns langsam ernsthaft auf die Suche nach einem Grundstück für uns gemacht haben.

Die Idee in Südamerika zu bleiben, hatten wir schon vor unserer Reise. Deshalb wollten wir auch nie oder zumindest nicht als erstes nach Südamerika, da wir wussten, dass das Risiko besteht, dass wir irgendwo hängen bleiben. Während den letzten drei Jahren wuchs diese Idee immer weiter. Wir machten uns immer wieder Gedanken, was wir nach der Reise machen wollen und zurück in die Schweiz war und ist zwar immer eine Option, aber nicht diejenige, die uns mit der grössten Freude erfüllt. Wir beide waren in der Schweiz immer auf der Suche nach unserem Weg und probierten einiges aus. Mit einem Ähnlichen Konzept würden wir zurück in die Schweiz gehen. Aber der Gedanke, in Südamerika zu bleiben, ein grosses Grundstück zu kaufen (was in der Schweiz für uns unmöglich ist) und uns hier etwas selbständiges aufzubauen, bringt unsere Augen zum leuchten. Und genau deshalb haben wir uns dafür entschieden hier zu bleiben.

Aber diese Entscheidung war nicht einfach. Vor allem nicht wo wir uns niederlassen wollen. Es gibt in Südamerika einige Länder, in denen wir uns nicht so wohl gefühlt haben, oder solche in denen wir extrem auffallen würden und dorthin wollen wir natürlich nicht auswandern. Aber es gibt auch einige Länder, in denen wir uns wohl fühlen und es uns durchaus vorstellen können. Kolumbien gehört zu der zweiten Kategorie. Wir merkten, dass es wahrscheinlich unrealistisch ist, dass wir irgendwo hin kommen und wir genau wissen, dass dort unser Platz ist. Ich glaube, das passiert nur ganz wenigen Menschen. Natürlich gäbe es auch noch andere Länder, aber da wir nun mal jetzt gerade in Kolumbien sind, war es für uns naheliegend, sich etwas genauer mit dem Land und der Möglichkeit hier zu bleiben zu beschäftigen. Also schauten wir uns Kolumbien etwas genauer an. Wir fuhren durch verschiedene Regionen und teilten das Land in für uns möglicherweise interessante Gebiete ein. Dies taten wir vor allem anhand des Klimas. Kolumbien hat klimatisch sehr viel zu bieten und wir wissen, dass wir an einen nicht allzu heissen Ort wollen. In Brasilien haben wir gemerkt, dass wir nicht für konstante 35°C gemacht sind. Da es in Kolumbien sehr viele Berge gibt, kann man sich das Klima, in dem man wohnen möchte ziemlich genau aussuchen. Der zweite Faktor war die strategische Lage und wie wir uns am jeweiligen Ort fühlen. Wie in allen anderen Ländern auch, haben wir uns auch hier an den sehr touristischen Orten nicht allzu wohl gefühlt. Die Leute sind Ausländern gegenüber hier einfach anders. Man wird etwas mehr als Geldquelle angesehen, statt als einfacher Mensch. Mit den Leuten in einen ehrlichen Kontakt zu kommen, fällt uns in diesen Regionen schwerer. Aber in den eher ländlichen Gebieten, wo keine bis wenige Touristen lang kommen, fühlten wir uns immer sehr willkommen und wohl.

Also war unsere letzte Reisezeit geprägt von der Frage, ob wir es wagen wollen, unsere Auswanderungsidee in die Tat umzusetzen und in Kolumbien zu bleiben oder nicht. Grundsätzlich hatten wir uns mal auf die Region nördlich von Bogotá geeinigt und schauten uns da etwas genauer um. Wir sind beide nicht überaus spontan, was solch grossen Entscheidungen im Leben anbelangt. Wir überlegen gut, schätzen ab, müssen uns zuerst auf etwas einstellen und eine Idee wachsen lassen. Mit dem Wissen, dass unsere Zeit in Kolumbien durch das Touristenvisa nur begrenzt ist, versuchten wir uns diese Zeit zu nehmen und uns nicht selbst unter Druck zu setzen. Wir gingen der Frage nach, wie wir denn überhaupt an ein langfristiges Visa kommen können, was es genau dafür braucht und welche Möglichkeiten wir haben. Diesbezüglich möchte ich hier nicht ins Detail gehen, aber ich kann nur verraten, dass es nicht ganz so einfach ist, wie man sich das vorstellt. Nicht nur die westlichen Länder haben straffe Bedingungen unter denen die Einwanderung erlaubt ist, auch in vielen Ländern Südamerikas kann man nicht einfach so bleiben. Es erfordert überall viel Geld, Verpflichtungen und Geduld. Da unser Budget aber nach so langer Reise auch nicht mehr allzu gross ist, haben wir angefangen zu rechnen, ob es überhaupt aufgeht und wir mussten uns einen zeitlichen Plan machen, damit wir nicht plötzlich ohne Visa dastehen und das Land verlassen müssen.

Als es um die Entscheidung für die Weltreise ging, fühlten wir uns ähnlich wie jetzt. Wir wussten zwar was wir wollten, aber wir haben es uns lange nicht eingestanden. Als Strategie haben wir uns ein Datum gesetzt, an dem wir entscheiden wollten und an besagtem Tag gingen wir in Bern, in unser Lieblingsrestaurant, einem Libanesen essen und sagten damals offiziell Ja zu unserer Weltreise. Dies bedeutet auch, dass wir ab dann unsere Entscheidung unserem Umfeld kommunizieren werden und wir alles dafür machen, unser Plan in die Tat umzusetzen. Das selbe brauchten wir auch jetzt in Kolumbien. Zum Glück gibt es auch hier libanesische Restaurants, sodass wir es zu einer Tradition ernannten, dass wir beim Libanesen unsere grossen Entscheidungen offiziell fällen. Also sassen wir anfangs Dezember beim Libanesen, vor einem grossen Mezze-Teller und stiessen mit einem grossen Glas Limonade auf unser nächstes grosses Abenteuer an. Wir bleiben in Kolumbien!

Wir ihr seht, ist das ganze auch schon wieder 3 Monate her und ich hinke weit hinterher mit dem Bericht. Heute haben wir zwar immer noch nichts geregelt diesbezüglich, aber haben immerhin schon fast eine Firma mit dem Namen „La Cabra Gris“ (die graue Ziege) und haben schon mehr als 20 Grundstücke angeschaut.

Das ist er nun also, mein letzter Bericht über unsere Reise durch Südamerika. Ich könnte jetzt zusammenfassen, dass es 3 wundervolle und spannende und lehrreiche und was weiss ich nicht noch alles für tolle Jahre waren, aber ich denke, das könnt ihr euch selber denken und ja, sie waren toll. Aber wir sind auch beide froh, dass sie vorbei sind und wir endlich wieder sesshaft werden können. Denn obwohl reisen toll und schön ist, ist ein Zuhause nicht zu unterschätzen und wir freuen uns nun sehr, endlich wieder sesshaft zu werden und etwas anderes zu machen. Aber das Thema Reisen wird uns sicherlich nie verlassen und wahrscheinlich auch wiedermal einholen.

So, jetzt muss ich aber los, ein weiteres Grundstück besichtigen. Vielleicht ist es ja diesmal das passende.... ;-)



bottom of page