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1001 Nacht unterwegs - Teil 2

Melina, eine gute Freundin und Motorradreisende (@motornotes) hat dieses Interview mit uns geführt, übers Motorradreisen und was die Reise mit uns so gemacht hat. Es wurde ein sehr langes Interview und dies ist zweite Teil, in dem es um unsere Zukunftspläne und Ideen geht.


August 2023, @motörnotes interviewt @explorelife:


DAS ENDE DIESER REISE HEISST NICHT UNBEDINGT ZURÜCK IN DIE HEIMAT...



Ihr wollt ja mit dem Ende der Reise nicht nach Hause sondern eine neue Heimat hier in Südamerika suchen. Es wäre aber sicher einfacher, schneller, konkreter einfach in die Schweiz zurückzukehren. Was hält euch davon ab?


Rino: Ich denke an das Wort HEIMAT oder DEHEI, was bedeutet es überhaupt?

Marina: Einfacher wäre es schon. Aber die Möglichkeiten in Südamerika und Europa sind sehr verschieden. Wir möchten momentan die Möglichkeiten hier nutzen.

Rino: Oder zurück gefragt «warum nicht»?

Marina: Wenn wir uns momentan vorstellen was wir wo machen KÖNNEN, dann merken wir, dass wir uns hier mehr entfalten können als in Europa. Und wenn nicht jetzt wann dann…..


Was ist euch wichtig bei einem Land in dem ihr leben möchtet?


Marina: Das Klima, die Kultur (womit ich mich identifizieren kann) und gleichgesinnte Leute.


Welche Eigenheiten können wir Schweizer/Europäer den Südamerikaner abschauen. Und von welchen Zügen könnten sie evt von uns profitieren? Aus persönlicher Sicht:


Rino: Flexibilität und Lockerheit können wir abschauen. Spontanität...

Marina: Was hat welche Priorität im Leben, hier spielt die Familie die grösste Rolle und nicht die Arbeit

Rino: Umgekehrt finde ich das Bildungssystem in der Schweiz einfach toll, besonders mit den Handwerkslehren. Hier gibt es keine praktischen Ausbildungen. Und die Zuverlässigkeit und das Pflichtbewusstsein und Verantwortungsbewusstsein sind in der Schweiz schon toll.


Wie sieht euer Traum heute aus? Was stellt ihr euch im Groben vor? Gibt es eine Skizze in deinem Kopf?


Marina: Ein Stück Land ca 5-6 Hektaren… ein kleiner Gästebetrieb, Camping für Overlanders (Reisende mit Fahrzeug)… Teilselbstversorgung... unsere kreative Ader auszuleben.

Rino: Unsere handwerklichen Fähigkeiten und kreative Bedürfnisse auszuleben. Marina: Und möglichst davon zu leben. Ich freue mich darauf unabhängig und selbstständig zu sein und wieder richtig anpacken zu können.


Mit welche Herausforderungen rechnet ihr momentan oder als erstes?


Marina: Vieles!!! Das Bürokratische (Visa, Landkauf, wie funktioniert das hier alles), finanzielle Herausforderung (nach drei Jahren unterwegs ist das Ersparte geschrumpft und wir beginnen hier mit kleinem Budget), und die grosse Frage ist, schaffen wir das alles, oder wird alles zu viel.

Rino: Die Frage, ob wir das Grundstück am richtigen Ort zum richtigen Preis finden, beschäftigt uns weniger, da machen wir uns nicht so Gedanken, es kommt so, wie es muss und da müssen wir auch flexibel sein. Das kommt schon gut….

Marina: Evt kommt es anders als vorgestellt, aber es kommt...


Was denkt eure Familie, eure Freunde über euer Vorhaben?


Marina: Ich glaube die meisten freuen sich irgendwie und denken auch, dass es zu uns passt. Gleichzeitig glaube ich aber, dass ein bisschen Traurigkeit mitschwingt, weil das halt bedeutet, dass wir in den nächsten Jahren nicht zurückkehren..

Rino: Ich glaube meine Eltern wollen das noch nicht so ganz wahrhaben..

Marina: Es ist für uns sehr schwierig die Familien zurückzulassen. Wir sind dann alleine hier... Die Reaktion (unserer Nächsten) auf unsere Weltreise und jetzt auf unsere Auswanderungspläne waren zum Teil sehr verhalten, sehr wahrscheinlich weil es für sie schwierig ist. Und gleichzeitig macht es das für uns auch nicht einfacher und ich denke es braucht etwas Zeit. Es ist gegenseitig nicht einfach, denn wir vermissen unsere Familie und Freunde auch und trotzdem möchten wir unseren Traum hier verwirklichen...


Wäre es für euch auch denkbar in Europa eine Bleibe zu suchen (wenn sich die Gelegenheit ergibt)? Oder was bräuchte es dafür?


Rino: Denkbar schon, wir haben uns das auch schon überlegt. Aber die Bedingungen in Europa sind halt anders als in Südamerika. Und wir sind jetzt nun mal hier und nicht irgendwo in Europa.

Marina: Mir ist es wichtig mich mit der Kultur und Sprache zu identifizieren. Klar gibt es auch Länder in Europa, wo das für mich vorstellbar wäre, aber auch an vielen Orten nicht.


Und jetzt wirds konkret: wie sieht euer Hof in ein paar Jahren aus (bitte wieder spontan ohne gross nachzudenken):


Tiere? Welche?

Marina: Schweine, Hund, Hühner, Geissen, evt Katze…

Rino: Hasen!

Marina: Ou jaaa ganz wichtig!

Rino: Und gewisse Wildtiere, also eine Gegend wo tierreich ist..


Garten?

Marina: Ja. Grosser Gemüsegarten, paar Felder für Mais, Yuka, Zwiebeln etc ..

Rino: und Obstbäume!


Selbstversorgung?

Rino: Nein, macht nicht unbedingt Sinn und ist sehr schwierig und auch übertrieben.

Marina: Aber sicher soviel wie Sinn macht und die Natur hergibt….


Wie erwirtschaftet ihr Einkünfte? 

Rino: Das werden wir sehen. Grosse Frage, sehr Abhängig vom Standort und Grundstück.

Marina: Wir hätten gerne einen Camping mit Cabañas (kleine Häuschen). Ob das reicht wird sich zeigen, sonst einfach noch was Sinn macht.

Rino: Es darf sich ergeben (südamerikanische Einstellung ;-))


Welche Fahrzeuge?

Marina: Ein billiger lokaler Töff zum hin und her fahren, und ein alter Pickup für Grösseres.

Rino: Und wenns das Budget zulässt, eine kleine Enduro.


Feste Gemeinschaft oder ihr zu zweit? 

Rino: Das Hauptprojekt und der Besitz zu zweit.

Marina: Aber gerne auch mit Leuten, die temporär oder längerfristig teilhaben und mitwirken wollen. Besonders Freunde und Familie sind natürlich herzlich willkommen mitzumachen in welcher Form auch immer…. Vielleicht will sich ja jemand sein Ferienhaus auf unser Grundstück stellen, das so als Idee. Aber was sich genau ergibt wird sich dann zeigen...


Gibt es auch unterschiedliche Vorstellungen? Wo unterscheidet ihr euch?


Rino:…… Wir haben ziemlich den gleich Traum.

Marina: Der Fokus kann aber schon verschieden sein, zb bei Rino hat vielleicht eine Werkstatt eine grösseren Stellenwert.

Rino: Aber momentan ist alles noch sehr abstrakt, wir werden sehen was sich entwickelt aus unserem Traum.


Kann man in euer Projekt investieren? Oder mitmachen? Oder beides?


Marina: …… Natürlich!!!!!!

Rino: Aber noch keine Ahnung in welcher Form, dafür ist es noch früh.

Marina: Wir sind aber sehr offen für Vorschläge ;-)


Könnt ihr euch vorstellen in die CH zurückzukehren? Wie sieht das ideale Leben dort für euch aus und wo?


Rino: …… Grundsätzlich schon. Aber wenn und in welchem Rahmen haben wir keine Ahnung.

Marina: Ich habe ein bisschen Bedenken, ob ich das wieder kann.

Rino: Da meine ich eben, die Frage ist in welchem Rahmen und unter welchen Umständen.


Und temporär? 


Marina: Werden wir wahrscheinlich immer mal wieder, auch um ein bisschen Geld für unser Projekt zu verdienen.


Welche Reiseart würde euch auch reizen (mind. Paar Monate)? Vergib Punkte 0-5 von gar nicht bis unbedingt und kurze oder lange Reise:


  • lightwight Motorrad (Enduroreisen) Marina 2 / Rino 4

  • Motorrad mit Seitenwagen (Hund?) Marina 3 / Rino 2

  • Offroadbike Velo+Zelt Marina 0 / Rino 1

  • Pickup und Dachzelt Marina 3 / Rino 3

  • Auto mit aufklappbarem Dachzelt (zb Landcruiser) Marina 4 / Rino 5

  • kleiner Bus (wie VW t4) Marina 5 / Rino 5

  • grosser Bus (zB Sprinter) Marina 3-4/ Rino 5 (aber nur in Ländern wie Argentinien, Nordamerika)

  • Auto mit angehängtem Wohnwagen Marina 4 (zb in Europa) / Rino 3 (aber inkl. Enduro hinten drauf)

  • Wohnmobil Marina 4 (richtiges geiles altes Wohnmobil) / Rino 4

  • Lastwagen Marina 1 / Rino 2

  • Tuktuk Marina 4 / Rino 4

  • Scooter/Roller Marina 5 / Rino 5 aber es muss ein Vespa sein

  • Rucksacktourist (mit öv) Marina 1 / Rino 1

  • Wanderer Marina 2 (gerne nur für ein paar Wochen aber länger eher weniger) / Rino 3 (für max. einen Monat)



Und dann zum Schluss noch die Heimwehfrage: was vermisst ihr am meisten vom geregelten Leben in der Schweiz?


Marina: Dass man sich spontan mit Kollegen/Familie treffen kann.

Und dass man nicht jeden Tag in einen anderen Laden gehen muss und die Lebensmittel suchen.

Rino: Genau das gleiche, und dass man generell sich nicht jeden Tag neu orientieren muss (wo schlafen, wo einkaufen, was machen bei Regen, wo organisiere ich Teile...)


Habe ich was vergessen?


Marina: Zum Thema Auswandern: mir ist es wichtig zu sagen, dass es uns trotz dem grossen Traum nicht einfach fällt. Es läuft nicht einfach nur nach dem Motto «alles fägt und es ist ja sooo toll», viele denken, das ist der grosse Traum, wir haben das grosse Los gezogen und alles ist super. Viele denken Reisen und Auswandern sind endlose Ferien. Nein so ist es nicht, das Ungewisse ist schwierig und vor allem meine Liebsten so weit weg zu haben beschäftigt mich sehr und fällt mir alles andere als leicht. Natürlich ist das alles unsere freie Entscheidung, aber diese ist nicht nur leicht und hat Seiten die uns schwer fallen. (Rino bestätigt)


Liebe Redaktion (Melina), wir haben uns sehr über dieses Interview gefreut und es war für uns sehr spannend, welche Fragen du uns gestellt hast, da du ja selber Reisende bist und wahrscheinlich zu vielen Fragen, eine ähnliche Antwort geben würdest. Es war für uns total spannend uns und unsere Reise zu reflektieren. Vielen Dank für diese grossartige Arbeit von dir!


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