Italien 2020/21
Start für unsere grosse Reise
Grösse: 301.338 km²
Sprache: Italienisch
Währung: Euro
Bevölkerung: ca. 60 mio
wir waren da von: Ende Oktober 20 - Anfangs Februar 21
Kosten: 3'667 Fr.
Monatsschnitt: 1'222 Fr.
Gefahrene Kilometer: 4874km
Verbrauchtes Benzin: 513l
Volunteer Zeit: 4 Wochen (1 Einsatz)
Nächte im Zelt: 20
Bezahlte Unterkunft: 6 Wochen Bungalow in Sizilien (600Fr.)
Verpflegung: 970 Fr.
Wartung: Einbau Benzinfilterung, Kupplungskabel Versys
Unser Verabschiedung vom schweizer Schnee
In Süditalien gibt es die besten Pizzas (darüber darf man mit keinem Süditaliener streiten)
Unser Verabschiedung vom schweizer Schnee
Nun also ist es soweit, unsere Sachen sind gepackt, wir haben uns möglichst von allen verabschiedet und nun ist die grosse Frage, wohin fahren wir...
Unsere Reise fängt nicht so an, wie man sich eine Weltreise vorstellt. Normalerweise hat man zumindest einen groben Plan in welche Richtung man fährt und man freut sich schon auf einige spezifische Dinge. Wir wussten bis zum Morgen unserer Abfahrt nicht, in welche Richtung es geht. Vom Gedanken in Richtung Osten zu fahren, wie wir ursprünglich wollten, haben wir uns schon lange verabschiedet. Spanien oder Italien steht zur Diskussion. Wir entscheiden uns, dass wir auf der Autobahn eine Münze werfen, doch die Nachrichten am Morgen sagen uns klar, dass Italien unser Ziel ist. Leider kein Münze-Werfen....
Wir fahren also nach Italien und verbringen einige kalte Nächte im Zelt (0°C) in Norditalien. Danach wird es immer ein wenig wärmer. Unser Plan wild zu zelten, setzen wir konsequent um. Jedoch müssen lernen, mit der Dunkelheit umzugehen. Wir waren noch nie so spät im Jahr auf Reisen und es ist mittlerweilen schon um ca 17 Uhr dunkel. Dementsprechend früh müssen wir einen Ort finden um unser Zelt aufzustellen (falls ein Ort nicht passt, muss noch genügend Zeit bleiben, einen anderen zu suchen). Immerhin gehen wir früh ins Bett, da es draussen eh nur kalt ist und der warme Schlafsack ruft. :D
Vor unserer Reise war schon klar, dass wir noch Benzinfilter und einen Ride-n-Dry Bag (Tasche in der man während dem Fahren Wäsche trocknen kann) von der Firma Guglatech ausFlorenz brauchen. Wir haben sie vorgängig kontaktiert und abgemacht, dass wir persönlich bei Ihnen vorbei schauen. Wir dachten, es wird ein kurzer Besuch, wir kaufen uns die Sachen, die wir brauchen und sind dann auch schon wieder weg. Falsch gedacht..... Nachdem wir uns einige Stunden lang von Gugliemlo (dem Besitzer) beraten liessen, wie wir unsere Motorräder am besten schützen und alles Notwendige dafür bereit war, war der Tag auch schon wieder um und sie boten uns an, dass wir bei ihnen übernachten dürfen. Dies nahmen wir natürlich gerne an. Ausserdem haben wir uns für eine Zusammenarbeit entschlossen. Dies bedeutet für uns erstmal, dass wir ins "Video-Business" einsteigen (was wir eigentlich nicht wollten) und einige Tutorials für den Einbau der Filter machen.
Nach einem fröhlichen Abend ging es zügig weiter für uns. Italien hatte zu dieser Zeit angekündigt, das Land in verschieden farbige Zonen einzuteilen, die jeweils verschiedene Corona Massnahmen zu folge hatten. Da niemand wusste, wie die Einteilung sein wird, entschieden wir uns zügig Richtung Süden zu fahren zu unserem ersten Projekt, bei dem wir mithelfen wollten.
So verbrachten wir über 4 Wochen bei Lisa und Amedeo. Sie wohnen an einem wunderschönen Ort, ca. 200km südlich von Neapel auf einem Hügel mit Meerblick. Sie haben zwei Gästezimmer, einen kleinen Gastrobetrieb, einige Tiere (auch Ziegen) und versuchen möglichst viel Gemüse und Co. selber anzupflanzen. Wir konnten während dem Lockdown die Zeit gut nutzen und einige coole Projekte für sie umsetzen (Trockenmauer, neues Gästehäuschen, Regale, Küchendecke, etc). Die Freizeit konnten wir auch super nutzen. Wir haben einige Arbeiten zum Thema Benzinfilterung erledigt und wir haben uns ins Thema Video machen und schneiden eingearbeitet (für das erste Video brauchte ich geschätzte 3 Tage :D).
Bella sicilia mit dem Ätna
Pausenplatz im Regen
Bella sicilia mit dem Ätna
Sizilien:
Um überhaupt nach Silizilien zu kommen, oder besser gesagt von Kampanien weg zu kommen, mussten wir ein wenig tricksen. Die Region Kampanien wechselte zur Zone Orange (was immer noch heisst, dass man die Region nicht verlassen darf). Damit wir in den Norden fahren dürfen, legten wir uns die Ausrede zurecht, dass wir nach Hause in die Schweiz müssen. Wir entschieden uns die Autobahn zu nehmen und waren uns ziemlich sicher, dass wir dort kontrolliert werden, sobald wir in die andere Region hinein fahren. Aber einmal mehr wurde viel gesprochen und wenig davon eingehalten. Es gab überhaupt keine Kontrolle, nirgends.
Wir hatten noch einen Gutschein für einen Camping in Rom, weshalb wir uns entschieden Rom zu besichtigen. Normalerweise schauen wir uns keine Städte an, doch wir konnten nicht in Italien sein, ohne eine einzige Stadt gesehen zu haben. Und schlussendlich fanden wir beide, dass es sich wirklich gelohnt hat.
Weiter ging es dann mit der Fähre von Civitaveccia nach Sizilien. Dort angekommen mussten wir zuerst einmal einen Corona-Schnelltest über uns ergehen lassen. Immerhin war er negativ und gratis. Vor dem nächsten Weihnachtslockdown hatten wir noch einige wenige Tage, in denen wir Sizilien erkunden konnten und wir schlossen die Insel direkt in unser Herz. Vor allem die Nebenstrassen sind super und man findet schnell ein kleines Abenteuer, da sie oft in schlechtem Zustand sind und zu Schotter- oder Schlammpisten werden. Dies machte uns so richtig Spass. Man findet aber auch super ausgebaute Hauptstrassen, auf denen sich alle Camper, Vans und auch Motorradfahrer wohl fühlen. Kurz vor Weihnachten bezogen wir unser neues Zuhause auf Zeit, einen Bungalow in San Giorgio am Meer, im nordwestlichen Teil der Insel. Wir fühlten uns direkt sehr wohl und wir hatten super Nachbarn, Sigrid und Gustav aus Deutschland (eine ältere Dame mit ihrem Hund) und Tati und Vagner mit Miuki und Akira, zwei Weltreisende mit Van aus Brasilien und zwei Hunden. Wir verbrachten viel Zeit gemeinsam und feierten auch Weihnachten und Silvester gemeinsam am Lagerfeuer. Wir blieben insgesamt 6 Wochen und genossen die Zeit. Zeit zu haben bedeutet, sich mit sich selber auseinander setzen zu können, Neues zu lernen und auf der Reise anzukommen. Der Austausch mit Tati und Vagner war sehr interessant, da sie schon seit fast 2 Jahren unterwegs waren und somit erprobte Weltreisende waren.
Das wichtigste Thema für uns alle war, wie weiter? Das Reisen in Corona-Zeiten ist extrem schwierig. Man muss sich konstant informieren und (fast) jede Idee, die man hat, wird zunichte gemacht, wenn man anfängt nachzuschauen, ob es überhaupt möglich ist. Sicherlich sind die Corona-Einschränkungen für jeden stark und einige Leben werden total über den Haufen geworfen. Für uns Reisende bedeutet Corona einen kompletten Einschnitt in das Leben, das man bisher geführt hat. Nichts ist mehr, wie es war. Dies zeigten uns Tati und Vagner sehr deutlich mit ihren Geschichten. Und auch wir spürten das sehr stark. An Ort und Stelle zu bleiben ist zwar schön und entspannend, ist aber nicht der Grund, warum wir reisen. Sicherlich möchten wir immer wieder stationär sein, aber nicht so gezwungen. Unsere Idee nach Osten zu fahren (Türkei, Iran und weiter) haben wir schon sehr lange verworfen. Nun stehen viele Fragen im Raum: Wohin sonst? Sollen wir in Europa bleiben? Nach Afrika? Oder wollen wir nach Südamerika verschiffen? Was ist möglich? Wie könnte sich die Situation verändern? Wir haben für uns festgestellt, dass wir so gut wie keine rationalen Antworten finden können. Es gibt für jedes Land 1000 Gründe, warum man nicht gehen sollte oder kann, aber immer nur einen, der dafür spricht. Und das ist die Lust dorthin zu gehen. Wir haben gemerkt, dass unsere Reise jetzt anders sein wird, als alle Reisen, die wir vorher gemacht haben. Wir müssen extrem flexibel sein und eine neue Reiseart finden, damit wir mit der aktuellen Situation klar kommen. Falls wir das nicht können, ist der Nachhauseweg wohl die einzig sinnvolle Richtung. Wir begannen in uns hinein zu horchen und auf unsere Gefühle, Sehnsüchte und Ängste zu hören. Auf was haben wir Lust? Wo würden wir uns wohl fühlen? Wo haben wir Optionen, je nach dem wie sich die Situation entwickelt? Unsere Antwort war: Chile.
Und so entschieden wir: Wir gehen nach Chile!