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Argentinien 2022

1 ab nach Argentinien

Argentinien, das Land des Mates, des Fleisches und der Gauchos. Ein Land, das uns beiden schon sehr bekannt ist und für mich, seit meinem Austauschjahr, vor über 15 Jahren, noch immer eine zweite Heimat darstellt. Ein Land, das wir schon lange lieben und auf das wir uns sehr gefreut haben. Seit unserer Ankunft in Chile warteten wir darauf, dass die etwa 4'000km lange Grenze nach Argentinien endlich öffnet und wir unseren ersten Matetee wieder auf argentinischem Boden schlürfen dürfen. Über 10 Monate haben wir auf diesen Moment gewartet und es war nach über einem Jahr reisen auch der erste 'richtige', aussereuropäische Grenzübertritt. Natürlich waren wir auch etwas nervös, als wir gut vorbereitet an einem Freitag Morgen an die Grenze fuhren. Etwas verwirrend und schlecht signalisiert empfanden wir den chilenischen Grenzposten, aber wir wurden schnell an den Lastwagen vorbei gewunken und in ein anderes, sehr neues Gebäude geführt. Mit unserer Mappe voller Papiere gingen wir von Fenster zu Fenster und gaben jeder Person, um was sie gebeten hatte. Mit PCR-Test, Impfbescheinigung, Fahrzeugpapiere, Versicherungsdokumenten, Krankenkassenbescheinigung und unseren Papiere ging das Ganze eigentlich recht zügig und dann waren wir auch schon aus Chile raus. Auf der anderen Seite, dem argentinischen Grenzposten ging es etwa gleich schnell und unkompliziert und schon waren wir in Argentinien! Nicht einmal unsere zusätzlichen Reifen, die oben auf dem Gepäck befestigt waren, hat die Grenzbeamten interessiert. Auf ganzer Strecke ein Erfolg. Nach einer gemütlichen Nacht im Nirgendwo versuchten wir am nächsten Tag, alles Notwendige zu organisieren. Sprich SIM-Karten fürs Handy organisieren und Bargeld abheben. Da in Argentinien das Thema Bargeld für Ausländer ein wenig kompliziert (darüber sollte ich mal einen Blogeintrag schreiben) ist, war unser Plan über Western Union (Geldversand Dienstleister) Geld abzuheben. In Argentinien ist der US-Dollar schwer zu kaufen und wird zu horrenden Preisen gehandelt. Dementsprechend günstig kommen Ausländer mit Dollar zum argentinischen Peso. Es gibt die Möglichkeit mit Dollar in der Hand auf den Schwarzmarkt zu gehen und diese dort zu tauschen, oder über Western Union sich selbst Geld zu senden. Von anderen Reisenden haben wir gehört, dass dies einfach machbar sei und der Kurs dem Dollar blue (blauer Dollar), dem Schwarzmarkt Wechselkurs entspricht. Wir hatten Glück, dass wir gratis Wlan fanden und damit eine Überweisung tätigen konnten. 10 Minuten später hatten wir Bargeld in der Hand und wie es im Internet stand, zu extrem günstigen Konditionen erhalten. Auch die SIM-Karte konnten wir am ersten Kiosk kaufen und übers Internet gelang uns sogar die Registrierung.

Danach ging es nach Cordoba zu Jürg und seiner Familie. Jürg ist ein entfernter Verwandter von mir, der vor vielen Jahren nach Argentinien ausgewandert ist und den ich das erste Mal während meinem Austauschjahr getroffen habe. Seither sind wir in Kontakt geblieben und wir konnten nicht nach Argentinien, ohne ihn und seine Familie zu besuchen. Ausserdem durften wir bei ihm auch die Motorradreifen und Ersatzteile zwischenlagern bis wir diese, auf den Weg nach Norden, dann brauchen würden. Wir duften einige schöne und gemütliche Tage mit ihm und seiner Familie verbringen, bevor es uns in Richtung Süden zog.

Das beliebteste Reiseziel von Argentinien, wie auch von Chile ist Patagonien, der Süden beider Länder. Den chilenischen Teil konnten wir nicht kennen lernen, da es weder von der Jahreszeit noch von den Pandemie-Einschränkungen her geklappt hatte. Deshalb war es für uns ein Muss, die argentinische Seite kennen zu lernen. Patagonien ist ein gigantisches Gebiet, von dem nur sehr wenige Orte bekannt sind. Am bekanntesten ist wahrscheinlich Feuerland, der südlichste Punkt Südamerikas. Im nördlichen Patagonien gibt es eine Region rund um Bariloche, die bekannt ist für die Seen, Berge und Wälder und die oft zu Trekkingtouren und Wanderungen einlädt. Am wenigsten bekannt ist die Atlantikküste mir ihren vielen Tieren, von denen man viele auch in Feuerland findet. Neben Seelöwen und Pinguinen kann man mit etwas Glück auch mal einen Wal beim Jagen beobachten. An den Anden entlang führt durch ganz Argentinien, wie auch durch Patagonien die Ruta 40, die Teil der Panamericana Route ist. Es ist eine 48'000km lange Strasse, die von Alaska nach Feuerland führt. Viele Südamerika Reisende fahren diese Strasse ab bis nach Alaska und dieser Route folgt man fast zwangsläufig, wenn man vom Norden her durch die Region Bariloche Richtung Feuerland fährt. Bariloche ist sehr beliebt bei den einheimischen Touristen. Durch die grüne Landschaft und die vielen Seen mit glasklarem Wasser und den Bergen im Hintergrund lockt sie neben Touristen auch viele Auswanderer an. Es ist eines der beliebtesten Auswanderungsgebiete für Deutschsprachige in Argentinien, da es landschaftlich sehr europäisch ist. Die Argentinier selbst schwärmen von dieser Region und wecken somit grosse Erwartungen.

Da wir möglichst uns unbekannte Landschaften und nicht die touristischen Orte erkunden möchten, waren wir eher skeptisch, als wir uns auf den Weg machten. Leider waren wir auch kurz vor den Sommerferien gestartet und erwarteten viele einheimische Touristen. Wir fuhren weite Strecken an der berühmten Ruta 40 Richtung Süden, versuchten aber immer wenn möglich davon abzuweichen und Schotterpisten durch die Berge zu nehmen. Dabei fanden wir auch einige wirklich schöne und vor allem spezielle Orte, an die nur sehr wenige Touristen kommen und wo wir fast alleine waren. Nur leider waren in der ganzen Region diese Orte sehr selten. Nicht unbedingt, weil es Hauptsaison war, sondern, weil es sehr häufig rechts und links von der Strasse einen Zaun hat und man so keine Möglichkeit hatte, weg von der Strasse zu kommen. So waren wir meist gezwungen uns an Zeltplätze zu halten und diese wurden immer teurer. Die Landschaft wurde immer grüner und die 'Ruta de los siete lagos' (die Route der sieben Seen) ist wunderschön, erinnerte uns aber sehr stark an die Schweiz. Viel faszinierender fanden wie die Schotterpiste zwei Tage vorher, durch die wir per Zufall gekommen waren. Diese führte uns durch Araukanienwälder und zeigte uns eine Landschaft, die wir so eher von Chile kannten.

Wir müssen zugeben, dass uns die Region (abgesehen von ganz wenigen Orten) nicht so fasziniert hat, wie uns alle versprochen hatten. Natürlich ist es sehr schön dort und es gibt viele schöne Seen, mit klarem Wasser und Berge im Hintergrund, aber es gibt nur wenige Strecken, die man fahren kann und zwischen den bekannten Orten ist es dann doch nicht mehr so grün und eigentlich auch nur eine langweilige Strasse, die dorthin führt. Beim Nationalpark 'Los Alerces' mussten wir dann auch die traurige Erfahrung machen, dass man als Ausländer in den Nationalparks in Argentinien x-fach mehr bezahlt als die Einheimischen. Dieses Phänomen gibt es in vielen Ländern und wir haben auch durchaus Verständnis dafür und sind auch bereit das Doppelte zu bezahlen. Bei diesem Park aber wollten sie 8 mal mehr, als Einheimische bezahlen müssen. Da wir dies Preispolitik weder unterstützen möchten, noch solche Preise in unserem Budget liegen, sind wir wieder umgedreht und die 70km Schotter zurück gefahren.

Das Schönste am Reisen ist für uns die Natur zu erleben und am liebsten irgendwo im Nirgendwo zu übernachten. Vor allem das Übernachten empfanden wir als eher schwierig in dieser Region, wegen den Zäunen neben der Strasse. Patagonien besteht zu einem riesigen Teil aus kahlem, flachen Farmland auf dem es neben ein paar Gräsern und Büschen nicht viel gibt. Fast ganz Patagonien ist in Privatgrundstücke eingeteilt, den grossen Estancias (Farmen). Sie sind riesig und eingezäunt und es gibt häufig auf mehreren Hundert Kilometern keine Möglichkeit auf einen versteckten Wildzeltplatz. Campingplätze gibt es zwar in fast jeder Ortschaft, aber diese benutzen wir eigentlich nur weil wir müssen und nicht, weil wir sie so schön finden.

Irgendwann, wir waren auf einem Zeltplatz an einem Fluss, hatten wir beide zur selben Zeit, Rino beim Duschen und ich beim Meditieren die selbe Eingebung. Warum weiter nach Süden fahren? Eigentlich stand auf unserer Liste noch der Gletscher Perito Moreno und eventuell Feuerland. Wir entschieden spontan, diese Orte nicht zu besuchen, vor allem, da wir uns die knapp 2'000km pro Weg durchs Niemandsland fast ohne Zeltmöglichkeiten ersparen wollten. Es wäre ein Abklappern von Sehenswürdigkeiten gewesen und dies war noch nie unser Ding. Wir spürten beide, dass Argentinien noch etwas anderes für uns bereithalten wird und wir unsere Zeit hier lieber mit etwas anderem verbringen. Also hatten wir mal wieder eine spontane Planänderung in Aussicht.

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